Sein Leben neu an sich auszurichten, endlich mit dem Wissen um die eigene Beschaffenheit, das ist nichts was sich von heute auf morgen einfach umsetzen lässt. Man muss bereit sein, sich völlig neu kennenzulernen. Erfahrungen mit diesem neuen Selbstbild machen, im Alltag, mit anderen Menschen, und auch ganz allein, nur mit sich. Man muss Dinge ausprobieren, herumexperimentieren, um zu erfahren: Wer bin ich wirklich? Wie reagiere ich, vor und hinter meiner Maske? Welche Schutzmechanismen und Verhaltensmuster habe ich verinnerlicht?
Man wird Fehler machen und man wird aus ihnen lernen. Schritt für Schritt tasten wir uns vor. Beschreiten Wege, die vor uns niemand gegangen ist, die uns niemand weisen kann, weil es sie nicht gibt, weil sie abwegig sind und einzigartig. Das erkennt man später dann, im Rückblick. Und zugleich muss Schicht für Schicht dessen, was sich angesammelt hat, was wir mit uns herumtragen, überprüft oder erneuert oder abgetragen werden. Diese Vielzahl an Arbeit ist für die allermeisten Menschen unsichtbar.
Der einzige Kompass den wir haben liegt in uns selbst. Ihn zu finden, ihn immer wieder aufs Neue zu befragen und das, was sich als die richtige Richtung erweist, auch anzusteuern und umzusetzen, das erfordert enorm viel Ehrlichkeit, Kraft und Mut. Denn es gibt Widerstände und Barrieren. Viele davon sind zudem auch tief in uns verankert. Solche Dinge aufzulösen – oder auch zu erkennen, wo die eignenen Grenzen liegen und das Bestemögliche draus zu machen – das ist ein langwieriger Prozess, der seine Zeit braucht.
Ich wünsche allen, die diesen Weg beschreiten, dass ihr euch selbst sehen und euch für das, was ihr tagtaglich leistet, wertschätzen könnt. Dass ihr geduldig mit euch seid. Auch wenn es sonst niemand ist. Gemessen an euch selbst ist nichts davon selbstverständlich.
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